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Sitzt hier vielleicht irgendwo der Kasparov von morgen?
Konzentration ist während des Schachspiels im Brendelsaal von Schloss
Büdesheim gefragt. Foto: Georgia Lori |
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Schöneck. Manchmal kann auch die Stille laut sein. Dann,
wenn sie unaufhörlich im eigenen Kopf hämmert. Schachspieler wissen davon zu
berichten. Im Extremfall dauert diese Leere bis zu sechs Stunden. „Es gibt
nur eine Art Schach zu spielen. Die, dass beide Mannschaften ihre Zeit voll
ausnutzen“, sagt Thomas Brondio, Schiedsrichter vom Schachclub Bad Orb.
Brondio weiß, dass es sehr viel Konzentration und Kondition von den Spielern
während eines Rundenkampfes bedarf, um diesen durchzuhalten. Wenn zwei
Mannschaften, wie jüngst die Schachfreunde Schöneck gegen den Schachclub
Leipzig-Gohlis in der zweiten Bundesliga kämpfen, gleicht dies einer
soziologischen Studie.
Sich an den Spieltischen in starrer Haltung gegenüber sitzend, den Zeige-
und Mittelfinger auf die Lippen gepresst oder die Hand unter das Kinn
gestützt, vermitteln die Spieler ein Bild völliger Ausgeglichenheit. Nicht
zu erkennen ist, dass die Hochleistungsmaschine Gehirn in diesen Momenten
fieberhaft Sinneseindrücke verarbeitet, die Gedanken Purzelbäume schlagen.
Wenn die Bretter freigegeben werden, tickt die Zeit wie eine Bombe, im Kampf
um die Partien. „Jeder Spieler hat für seine ersten 40 Züge zwei Stunden
Zeit. Pro Zug drei Minuten. Pro Spieler kann es eine Stunde Verlängerung
geben“, erklärt Brondio und blickt in die Runde. 16 Spieler, acht pro
Mannschaft, haben an den Tischen Platz genommen. Wichtigstes Utensil neben
Schachbrett und den 16 weißen und schwarzen Steinen, ist die Schachuhr. Wenn
ein Spieler am Zug ist, läuft seine Uhr. Hat er gezogen, stellt er die
eigene Uhr ab und aktiviert die des Gegners. Dann ist dieser am Zug.
Vorausschauendes Denken und das Hineinversetzen in die Psyche des Gegners
sind wichtige Attribute, über die ein Schachspieler verfügen sollte.
Kai-Christian Meyer von den Schachfreunden Schöneck, entwickelte schon als
Kind eine Vorliebe für das Brett mit den 64 quadratischen Feldern. Sein Opa
brachte ihm das Schachspiel bei. Mit sechs Jahren wurde er Vereinsmitglied
und 1999 Deutscher Jugendmeister in Oberhof / Thüringen. Als Zehnjähriger
spielte er bei der Weltmeisterschaft in Spanien mit. Er ist einer von vielen
exzellenten Spielern der Schachfreunde Schöneck. Der 1969 gegründete Verein
trat bereits 1970 dem Hessischen Schachverband bei. Geleitet wird er von
Uschi Timpel, die so mit dem Vorurteil, dass Schach eine reine Männerdomäne
ist, gründlich aufräumt.
Die Vereinschronik ist eine Erfolgsstory: 1983 wurden Horst Alber, Achim
Müller und Klaus Timpel mit der Uni Frankfurt Deutsche
Hochschulmannschaftsmeister. 1985 wurde die A-Jugend Hessischer
Mannschafts-Meister. Ein Jahr später wird der Aufstieg in die Oberliga, die
höchste hessische Spielklasse gefeiert. 1987 wurde KARL, die Vereinszeitung
der Schachfreunde, als beste hessische Vereinszeitung ausgezeichnet. Heute
ist sie als Schachjournal am Kiosk erhältlich. Im gleichen Jahr feierte
Nicol Zahn den Titel als Hessische Damenmeisterin und Mitglied des Deutschen
Kaders. Sie spielt heute in der zweiten Bundesliga der Damen. Der Aufstieg
der ersten Mannschaft in die zweite Bundesliga gelang erstmals 1990 und war
auch 1992 und 2005 gesichert. Viele Titel als Hessenmeister, Hessische
Schnellschachmeister oder Blitz-Hessenmeister können die Schachfreunde
verbuchen. 2007 erreichte die erste Mannschaft Platz fünf in der zweiten
Bundesliga. Die zweite Mannschaft stieg in die Oberliga auf. Sie spielt nun
um den Aufstieg in die zweite Bundesliga.
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Deutsches
Ärzteblatt vom 26. Oktober 2007
In Schönheit gestorben
Von Dr. med.
Helmut Pfleger
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Selbstmatt unseres Schachfreundes
Enrico Marchio
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Das
Motiv des Schachspiels als Spiel mit dem Tod reicht von seinen Anfängen
bis in unsere Tage und findet seinen Niederschlag in zahlreichen
Bildern, Gedichten, aber sogar den Schachfiguren selbst, wenn nach der
Pestepidemie von 1690 in einem Spiel aus dem Schwäbischen die Lebenden
gegen die Toten antreten. Manch einer wird sich auch des Films „Das
siebente Siegel“ von lngmar Bergman erinnern, in dem ein heimkehrender
Kreuzfahrerritter mit dem Tod um sein Leben spielt.
Gleichzeitig ist der Tod aber der große Gleichmacher, der alle
unterschiedslos, ähnlich wie Schachfiguren, in die Kiste wirft. Der
mittelalterliche Prediger am Straßburger Dom, Johann Geiler von
Kaisersberg, der gegen die Spielleidenschaft wetterte, aber gleichzeitig
wie manch anderer seine Botschaften mit Schachmetaphern würzte, verglich
das Figurenkästchen gerne mit dem Beinhaus, in dem die Knochen der Toten
durcheinander-gewürfelt lägen, ohne dass jemand erkennen könne, ob sie
früher einem Bauern oder König gehörten. „Der Tod sagt allen Menschen
Schach und wirft sie den Würmern zum Fraße vor“, mahnte Heinrich von
Neustadt. Und im „Lübecker Totentanz“ klagt der König:
„Steckt denn des Todes Faust auch Königen ihr Ziel? So gleicht das
Regiment dem Schach- und Königsspiel. Mein Scepter streckte sich vom
Süden bis zum Norden, Nun bin ich durch den Tod besetzt und Schachmatt
worden.“
Selbst Schopenhauer, für den das Schachspiel alle anderen Spiele so sehr
wie der Chimborasso einen Misthaufen überragte, diente der Vergleich des
Lebens mit dem Schachspiel zur Annahme eines unabänderlichen Schicksals.
Das Leben ist eine „missliche Sache“, man spielt im Angesicht des je
individuellen Todes ein aussichtsloses Spiel und versucht, es sich in
der schlechtesten aller Welten so halbwegs einzurichten.
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Doch
zumindest beim Schach erstehen die Figuren aus dem Kasten immer wieder
zu neuem Spiel, manch einer hofft darauf auch beim eigenen Leben.
Gelegentlich aber, im Leben wie im Schachspiel, webt der Spieler,
absichtlich oder nicht, sein eigenes Mattnetz, ein „Selbstmatt“.
In der Spitzenpaarung der 6. Runde vom letzten Ärzteturnier zwischen Dr.
med. Enrico Marchio und Dr. med. Matthias Birke stand Dr. Marchio als
Weißer mit seinen zwei Mehrbauern auf Gewinn. Doch mit zwei durchaus
plausiblen Zügen „gelang“ es ihm, ein Selbstmatt zu basteln, das heißt,
nach zwei Zügen war sein weißer König plötzlich mitten auf dem Brett
matt. Quasi ein „Kunstmatt“. Übrigens ist dies die theoretisch einzige
Möglichkeit, um die Mattschlinge um den weißen König in nur zwei Zügen
zuziehen zulassen. Da trifft der Schüttelreim von Dr med. Helmut
Schröder zu: „Auch verlorene Partien können dir noch Lust machen,
vielleicht ist die Stellung kurios und du musst lachen.“ Also, Weiß
zieht und wird im 2. Zug matt gesetzt — wie geht‘s?
Auflösung
weiter unten. |
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...Mit dem Auftaktschach 1. De5+!
wurde die Dame zentralisiert, was im Damenendspiel oft ratsam ist, hier aber
dummerweise dem eigenen König das Fluchtfeld e5 nimmt. Nach 1. . . .Kh7
deckte Weiß seinen angegriffenen Bauern f2 mit der Vorwärtsverteidigung 2.
f3??, was die weiße Bauernkette zur harmonischen „Badewannenformation“
(e4-f3-g3-h4) komplettierte, allerdings seinem König auch noch das
Fluchtfeld f3 raubte (nahezu jeder andere Zug hätte immer noch gewonnen),
sodass dieser nach 2. . . .Dcl +! plötzlich mitten auf dem Brett matt war.
„Eine schöne Leich‘, sagt man in Bayern.
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