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Schach (ag/mal). Die Schachfreunde
Schöneck haben den direkten Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga
geschafft. Verstärkt mit den beiden Neuzugängen Hagen Poetsch
(Offenbach) und Thomas Heinatz (Dresden) will der ehemalige Dorfverein
in der kommenden Saison einen Platz im gesicherten Mittelfeld erreichen.
Bevor die Meistermannschaft aber ab Anfang Oktober wieder ans Brett
muss, ließ sie auf ihrer Aufstiegsfeier erst einmal die Korken knallen.
Dabei ging die Aufstiegssaison zunächst
alles andere als optimal los. Als Mitfavorit waren die Schönecker in der
Oberliga an den Start gegangen, doch nach den ersten sechs Spieltagen
standen drei Unentschieden, zwei Siege und eine Niederlage auf dem Konto
der Schachfreunde. Der direkte Wiederaufstieg war bereits in weite Ferne
gerückt. Doch die Mannschaft um den schwedischen Großmeister Slavko
Cicak drehte mächtig auf und gewann die letzten fünf Runden allesamt.
„Wir hatten einen etwas wackeligen Beginn, haben uns dann aber souverän
durchgekämpft“, resümiert das Schönecker Urgestein Klaus Timpel.
Seit 1972 spielt der 53-Jährige
Fidemeister - nach dem Großmeister und dem Internationalen Meister der
dritthöchste Titel im Schach - schon bei den Schachfreunden. Er erlebte
in den 80ern den Aufstieg in die Oberliga mit und war 1990 auch
maßgeblich am ersten Aufstieg in die 2. Bundesliga beteiligt. „Wir waren
damals ein Dorfverein und wollten uns erst ohne Spieler von außen ganz
oben halten, aber wir haben schnell gemerkt, dass wir das nicht
schaffen“, so Timpel. Die Quittung folgte auf dem Fuß: Ohne einen
einzigen Schachgroßmeister in ihren Reihen waren die Schönecker gegen
die mit Profis gespickte Konkurrenz chancenlos und stiegen prompt wieder
in die Oberliga ab.
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Timpel selbst hatte nach seinem Studium fünf Jahre ausschließlich Schach
gespielt und war sogar kurz davor, den Titel eines Internationalen
Meisters zu erringen. Timpel: „Ich stand irgendwann am ‘Point
of-no-return‘ und hatte die Wahl, alles auf Schach zu setzen oder einen
richtigen Beruf anzufangen.“ Der heute 53-Jährige entschied sich gegen
die Schach-Profikarriere. Heute arbeitet er als Vermögens-berater bei
einer Bank. Eine „kluge Wahl“, wie er zugibt. Jugendarbeit macht
Hoffnung. Den Schachfreunden hat er aber die Treue gehalten und heute
ist er immer noch im Kreis der Stammspieler. Mit Cicak und dem Tschechen
Mihal Konopka laufen mittlerweile zwei Profis für die Schönecker auf.
Cicak ist sogar schwedischer Nationalspieler und verdient nebenbei sein
Geld noch in der ersten Liga in Luxemburg. Sven Teljohann, Enrico Marcio,
Michael Stockmann, Kai-Christian Meyer, Klaus Timpel, Moritz Nazarenus
und Wolfgang Schöbel sowie die Neuzugänge Poetsch und Heinatz
komplettieren das Team, in dem immer noch viele Schönecker spielen. „Wir
sind keine Legionärstruppe, denn die gehen immer schnell unter“, so
Timpel. Deshalb stand auch die Meisterschaftsfeier im Fußballerheim in
Schöneck ganz im Zeichen des Miteinanders und des Kennenlernens: „Es war
wie eine große Familienfeier.“
Der Zukunft sieht Timpel äußerst optimistisch entgegen. Vor allem in der
verstärkten Jugendarbeit sieht er viel Anlass zur Hoffnung. „Wir sind
derzeit in einem Umbruchprozess. Das Potenzial im Verein ist groß.“ Der
ersten Mannschaft traut er in der kommenden Spielzeit einen Platz im
gesicherten Mittelfeld zu. Und das, obwohl die Schachfreunde erstmals in
der stärker eingeschätzten 2. Bundesliga West - statt wie bisher Ost -
antreten müssen. Timpel: „Wir sind sehr viel stärker als noch vor zwei
Jahren.“ |
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